GROSSER MUSIKGARTEN: AUSFÜHRLICHE INFORMATION
Der „Große Musikgarten“ richtet sich an alle Eltern, die Musik zu einem wesentlichen Bestandteil des Familienlebens machen möchten und die die musikalischen Anlagen ihrer zwei- bis etwa vierjährigen Kinder weiterentwickeln wollen.
Für das Kind ist jeder neue Tag frisch, aufregend und voll von neuen Gesichtern, Gegenständen und Unternehmungen. Vorschulkinder reagieren instinktiv auf ihre Umwelt; sie besitzen eine ungewöhnliche Aufnahmefähigkeit. Diese Aufnahmefähigkeit gibt es mit dieser Klarheit, Effizienz und Ungezwungenheit später nicht mehr, denn das Kind wird nie wieder mit der gleichen spontanen Begeisterung seine Umwelt wahrnehmen und sich mit ihr identifizieren. Kinder wachsen und entwickeln sich ganzheitlich; sie lernen durch Bewegung. Sensorische und motorische Erfahrungen fördern die geistige Entwicklung entscheidend. Alle Aspekte des Lernens werden durch die Einführung von Musik als Schlüsselelement potentiell verstärkt. Die Vernetzung von Musik, Bewegung und Sprache – wie sie im “Großen Musikgarten” geschieht – führt zu deutlichen Vorteilen in der Entwicklung des Kindes – sowohl im kognitiven als auch im psychologischen Bereich.
Jedes Kind nimmt Eindrücke aus seiner Umgebung mit allen Sinnen auf: Sehen, Hören, Schmecken, Tasten und Riechen. Die ersten fünf Lebensjahre stellen in der Entwicklung sensomotorischer Fähigkeiten eine äußerst sensible Zeit dar. Die sensomotorische Aktivität in dieser Zeit prägt die Haltung zum Lernen. Dies ist die Grundlage für den Aufbau kognitiver Fähigkeiten. Leider wird die wichtige Funktion des Gehörs heute oft viel zu wenig berücksichtigt und eine gezielte Schulung vernachlässigt. Gelingt es im Musikgarten, das bewusste Zuhören zu fördern, ist dem Kind in jeder Phase seines Lebens geholfen – kognitiv, emotional, sozial, physisch und psychisch.
Ein Baby erfasst das Wesentliche der menschlichen Sprache ganz intuitiv durch körperlichen Kontakt (indem z.B. die Eltern den angesprochenen Körperteil berühren). Kleinkinder fangen an, sich mithilfe einzelner Wörter zu äußern. Tonfall, Rhythmus und Sprachmelodie ihrer Umgebung ahmen sie mit Leichtigkeit nach, da das Ohr mit größter Sensibilität auf diese Aspekte der Sprache eingestellt ist. Nie wieder wird dem Menschen diese Unvoreingenommenheit des frühen Hörens zugänglich sein. Für das Kleinkind bedeutet das Greifen und Benennen eines Objekts oft gleichzeitig das Begreifen der Wortbedeutung.
Für das Kind im Alter von drei bis fünf Jahren erschließt Sprache eine neue Ebene. Es benutzt Sprache allmählich dazu, auch nicht sichtbare Objekte und Personen, sowie abstrakte Sachverhalte zu beschreiben. Das Vorstellungsvermögen des Kindes nimmt dadurch zu. Es kann kleine Geschichten erzählen und – vor allem – sich als Teil derselben fühlen. Bewegung muss ein Teil der Erlebniswelt des Kindes sein, da Kinder sich von Geburt an ganz natürlich bewegen, durch Bewegung am nachhaltigsten lernen und sich mittels Bewegung ausdrücken. Musik ist das ideale Medium, um sich zu bewegen. Durch die bewusste Ausführung von Bewegungen in den Musikgartenstunden nimmt die kinästhetische Wahrnehmung, als Bewusstwerden der Körperbewegungen, zu.
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INHALTE DES GROSSEN MUSIKGARTENS
1. BEWEGUNGSAKTIVITÄTEN
- Fingerspiele zum Kennenlernen des eigenen Körpers
- Großbewegungslieder, um sowohl die Bewegungsmöglichkeiten des Körpers als auch den persönlichen Raum, den jeder Mensch um sich herum braucht, kennen zu lernen
- Fortbewegungsspiele, um drei besondere Aspekte von Bewegung zu erfahren: Zeit, Raum und Kraft
- Tanzlieder, mit denen man zur gleichen Zeit Rhythmus, Melodie und Form der Musik im Körper aufnehmen kann
- Aktivitäten, die den Bewegungsausdruck fördern, wie Klanggeschichten, Tänze zu Instrumentalmusik und Sprechverse
2. GRUNDSCHLAG
Ein Hauptziel des Musikgartens ist es, den Grundschlag fest im Körper zu verankern. Ganz wichtig ist dabei, dass die Grundschlagerlebnisse den ganzen Körper erfassen und nicht nur den Oberkörper. Das Kind soll so oft wie möglich Gelegenheit bekommen, den Grundschlag im ganzen Körper selbst zu spüren: durch Hüpfen und Springen, Laufen und Gehen, Kriechen und Krabbeln, Schaukeln und Tanzen, aber auch durch das Spielen auf einfachen Instrumenten, wie z.B. auf Klangstäben, Trommeln oder Glöckchen.
3. HÖRERZIEHUNG
Wir wissen, dass das Ohr eine zentrale Funktion beim Lernen hat; daher wollen wir im Großen Musikgarten ganz gezielt das bewusste Zuhören durch Stilleübungen und Hörbeispiele fördern.
4. SINGEN UND SPRECHEN
Das erste Instrument des Menschen ist das Singen; deswegen wird im Musikgarten besonders viel Wert auf das Singen gelegt. Für die Entwicklung der Kinder(sing-)stimme wurden ausgewählt:
- Lieder, in denen die Lehrkraft den Namen jedes einzelnen Kindes singen kann
- Wechsellieder, die kurze melodische Motive enthalten, die zu den ersten Singversuchen einladen und herausfordern
- bekannte deutsche Kinderlieder
- Lieder in anderen europäischen Sprachen, um den Kindern zu zeigen, dass in anderen Ländern anders gesprochen wird
- Sprechverse zum gestaltenden Sprechen und Mitspielen
- Lieder zum Zuhören und Begleiten mit einfachen Instrumenten, um ein Repertoire an Liedern anzulegen
5. INSTRUMENTE SPIELEN
Kinder finden besondere Freude daran, selbst Klänge zu erzeugen. Sie wollen alle Instrumente in ihrer Umgebung ausprobieren. Beim Spielen einfacher Instrumente kann das Kind die Faktoren selbst bestimmen: Wann, wie, wie laut, wie lang? So untersucht es Töne, Tonfarbe, Dynamik, Rhythmus und Melodie.
Im Musikgarten kommen Instrumente zum Einsatz, die Kinder leicht spielen können und die sich auf mehrere Arten handhaben lassen, wie Glöckchen, Klangstäbe, Rasseln, Handtrommeln und Klanghölzer. Geeignete Spiele für drei- bis fünfjährige Kinder sind:
- Freies Erforschen des Instruments
- Spielen des Grundschlags auf mehrere Arten
- Üben von bewusstem Anfangen und Aufhören
- Erzeugen verschiedener Klänge auf der Trommel
- Liedbegleitung mit einem oder zwei Tönen auf einem Klangstab
- Erfinden von Geräuschen und Klängen für ein Lied, einen Sprecher oder eine Geschichte
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