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weiterzurückPRESSE-ARCHIV (2007 - 2005)
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Musikschule „brummt”
Rekord bei den Schülerzahlen · Ulrich Rikus klagt über fehlende Planungungssicherheit

Zahlen, die man gut vorzeigen kann. Die Musikschule des Städtischen Musikvereins hat im vergangenen Jahr ein Plus von 7000 Euro erwirtschaftet. Verrechnet man diesen Überschuss mit dem Minus aus 2005 und Verbindlichkeiten und notwendigen Rückstellungen leiben unterm Strich 850 Euro übrig. „Eine Punktlandung", kommentierte Musikschulleiter Ulrich Rikus am Dienstagabend die Zahlen. Er trug die Bilanz bei der Jahreshauptversammlung des Städtischen Musikvereins vor. Der ist Träger der Schule.

Das Umsatzvolumen der Schule betrug im vergangenen Jahr 756000 Euro. Ein neuer Rekord. 2003 hatte dieser Wert noch bei 601000 Euro gelegen. Die Stadt Soest unterstützte die Schule 2006 mit einem Zuschuss von knapp 198 000 Euro. Der prozentuale Anteil der öffentlichen Mittel an der Finanzierung geht seit Jahren ständig zurück. 2001 kamen noch 52 Prozent der Schuleinnahmen aus den Kassen der Stadt und des Landes. Jetzt sind es nur noch 27 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der Unterrichtsentgelte von knapp 44 Prozent auf jetzt fast 60 geklettert. Die „sonstigen Einnahmen“ erhöhten sich innerhalb von fünf Jahren von 3 auf fast 14 Prozent. In diesem Block sind Spenden- und Sponsorengelder zusammengefasst. In den vergangenen Jahren konnte die Musikschule jedes Jahr mit 50.000 Euro Unterstützung durch das Ehepaar Gebhardt rechnen. Die Gebhardts werden der Schule auch in Zukunft finanziell unter die Arme greifen. Die feste Spende läuft aber aus. Deshalb habe man Rücklagen gebildet, um die neue Situation zu meistern, sagte Rikus. Mit 1139 Schülerinnen und Schülern hat die Musikschule einen neuen Rekord geschafft. Der Vergleich macht die rasante Entwicklung deutlich: Im Jahre 2001 hatte sie nämlich lediglich 678 Schüler. Rikus: „Wir sind an unserer Kapazitätsgrenze. Das Haus ist voll. Wahrscheinlich wird es in Zukunft wieder Wartelisten geben müssen.“

Die Musikschule – ein Erfolgsmodel. Doch wo Licht ist, gibt es bekanntlich auch immer Schatten. „Der Erfolg geht ein Stückweit auf Kosten der sozialen Absicherung der Menschen, die hier arbeiten“, betonte Rikus. Die Mehrzahl der Lehrerinnen und Lehrer ist nämlich inzwischen auf Honorarbasis beschäftigt. Ihr Einkommen sei nicht ihrer Ausbildung angemessen. Zudem stehe die Beständigkeit der Arbeit in der Schule angesichts dieser Honorarverträge „auf tönernen Füßen“. Rikus beklagte zudem, dass eine mittel- und langfristige Planung nicht möglich ist, weil die Schule mit der Stadt nur noch einen Vertrag mit einer Laufzeit von jeweils einem Jahr hat. Rikus: „Wir müssen Jahr für Jahr beweisen, wie gut wir sind. Wir können uns praktisch keine Krisen und Einbrüche leisten, ohne unsere Existenz aufs Spiel zu setzen. Das ist herausfordernd, aber oft auch beängstigend.“
 

Statistik 2007

Stetig bergauf: Die Schülerzahlen der Musikschule steigen seit Jahren rasant an. „Wir sind an der Kapazitätsgrenze“, sagt Schulleiter Ulrich Rikus.


nach obenWestfalenpost | 22. Februar 2007 (M.H.)